Im Spätherbst vergangenen Jahres hat der Ausschuss für Staatshaushalt und Finanzfragen des Bayerischen Landtags die Projektunterlage für den Neubau mit rund 170 Millionen Euro genehmigt. Seither arbeitet das Staatliche Bauamt Passau mit Unterstützung freiberuflicher Architekten und Ingenieure in enger Abstimmung mit der Universität Passau an der Erstellung der Projektplanung, im Rahmen derer die Werk- und Detailpläne für den Neubau erstellt werden.
Die mit der Gebäudeplanung beauftragten Riepl Riepl Architekten aus Linz haben in dieser Planungsphase auch die Fassadengestaltung für die verschiedenen Gebäudeteile weiterentwickelt und in den Ausführungsdetails konkretisiert. „Bei der Konstruktion und der Materialwahl für die Fassaden waren uns seitens der Staatsbauverwaltung neben den gestalterischen Qualitäten vor allem Überlegungen der Nachhaltigkeit wichtig“, erklärt Leitender Baudirektor Norbert Sterl, der Leiter des Staatlichen Bauamts Passau, „wir wollen Baustoffe verwenden, die sich durch Wartungsarmut und besondere Langlebigkeit auszeichnen, um damit die Lebenszykluskosten des Gebäudes gering zu halten.“
Naturprodukt Backstein für die Fassadengestaltung
Unter Berücksichtigung dieser Anforderungen haben die Architekten eine Fassadenbekleidung aus Backstein vorgeschlagen. Backstein ist ein Naturprodukt, zugleich robust, extrem langlebig sowie nahezu wartungsfrei und damit nachhaltig hinsichtlich Ressourcenverbrauch und im Betrieb. „Mit der geplanten Farbigkeit der Backsteinfassaden in einem lichten ‚Greige‘, einer Mischung zwischen Grau und Beige“, erläutert Architekt Christof Pernkopf von Riepl Riepl Architekten , „wollen wir eine moderne, offene und einladende Atmosphäre erreichen, die der Symbolik des Internationalen Wissenschaftszentrums als künftiges Tor der Universität zur Stadt gerecht wird.“
Im Bereich des Verwaltungstraktes wird die Backsteinfassade als Brüstung mit aufgesetzten Wandscheiben dem Gebäude vorgestellt. Damit kann ein notwendiger Fluchtbalkon geschaffen werden, der zusammen mit den auf Lücke gemauerten Wandscheiben für einen guten Sonnenschutz in den dahinterliegenden Büroräumen sorgt. Die Materialeigenschaften des Backsteins erlauben zudem eine Fassadenbegrünung, die ohne zusätzliche Rankhilfen auskommt. Ergänzend zur geplanten vertikalen Begrünung unter anderem mit wildem Wein und Winterjasmin im Innenhof und beim Bürotrakt sollen Bepflanzungen der Stützwände, unterschiedliche Gehölzstrukturen auf dem Areal sowie eine intensive Begrünung der Dachflächen einen ökologischen Beitrag im Hinblick auf Mikroklima, Regenwasserretention und Artenvielfalt leisten.
Der zum Klostergarten orientierte Seminar- und Hörsaaltrakt, der über einem Arkadengang für Fußgänger und Radfahrer errichtet wird, soll ebenfalls eine Backsteinfassade mit einem durchgehenden Fensterband über die gesamte Gebäudelänge erhalten. Auf dem Seminartrakt aufgesetzt befindet sich der über drei Geschosse hohe Vorlesungs- und Konzertsaal mit einer hybriden Nutzung zum einen als klassischer Hörsaal mit audioakustischer und medientechnischer Ausstattung, zum anderen als hochwertiger Konzertsaal für unverstärkte Musik. Dem Vorlesungs- und Konzertsaal nach Osten vorgelagert ist ein zweigeschossiges Foyer geplant, das über die gesamte Raumhöhe und Gebäudelänge verglast und mit attraktiven Ausblicken auf die Passauer Altstadt besondere Aufenthaltsqualität haben wird.
„Es ist ein überzeugendes Planungskonzept, das die Architekten und das Staatliche Bauamt Passau aus dem Wettbewerbsentwurf weiterentwickelt haben. Mit zunehmender Detailschärfe der Planung zeigt sich die funktionale und gleichzeitig gestalterisch hochwertige Qualität dieses für uns so wichtigen wie zukunftsweisenden Wissenschafts- und Kulturstandortes.“
Dr. Achim Dilling, Kanzler der Universität Passau
Der Gebäudeentwurf für den Neubau des Internationalen Wissenschaftszentrums der Universität Passau ist das Ergebnis eines im Jahr 2020 europaweit ausgelobten Planungswettbewerbes, aus dem das Linzer Architekturbüro Riepl Riepl Architekten als Sieger hervorging. Die Neubauplanung umfasst auf einer Nutzfläche von mehr als 9.000 m2 einen Vorlesungs- und Konzertsaal für 800 Personen, eine Cafeteria, ein Foyer, Seminar- und Verwaltungsräume sowie eine Tiefgarage mit rund 90 Stellplätzen sowie Parkflächen für mehr als 100 Fahrräder. Im Rahmen des Planungswettbewerbes erarbeiteten die Architekten als Ideenteil auch einen städtebaulichen Entwurf für das in Privatbesitz befindliche Grundstück an der Nordostecke des Baugeländes (das sogenannte ‚Leybrandhaus‘). Über die weitere Verwendung dieses Grundstücks ist noch nicht entschieden und konnte daher in der Gesamtkonzeption der Universitätserweiterung bislang nicht berücksichtigt werden.